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ALFF e.V. bei Arbeit und Leben Schleswig-Holstein in Kiel

Ein achter "Aktueller Bildungsdiskurs" wurde vom 10.-12. Mai 2022 in Kiel durchgeführt.

Bildungspolitische Aspekte und bildungspraktische Akzente – Die Bildungsarbeit von Arbeit und Leben Schleswig-Holstein e.V. ALLF bei Arbeit und Leben Schleswig-Holstein in Kiel 10. - 12. Mai 2022

Mehr als zwanzig Mitglieder der Freunde und Förderer von ARBEIT UND LEBEN kamen vom 10. bis zum 12. Mai 2022 nach Kiel, um sich im Rahmen unserer jährlichen Treffen ein Bild über die - vielleicht zukunftsweisenden - Strukturen von Arbeit und Leben im Norden unseres Landes zu machen und sich über Möglichkeiten und Ansätze politischer Bildung in schweren Zeiten zu informieren und auszutauschen. Empfangen und durch die Tagung begleitet wurden wir von den Kolleginnen Anna Tötter, der stellvertretenden Geschäftsführerin von ARBEIT UND LEBEN Schleswig-Holstein, ihrer Assistentin Vivian Scheibe und ab Mittwoch dann auch von Horst Hopmann, Geschäftsführer von ARBEIT UND LEBEN Hamburg und seiner Stellvertreterin, der Kollegin Elvisa Kantarevic.

Die Vorbereitung des Programms gemeinsam mit den Kolleg*innen aus SchleswigHolstein und Hamburg lag wie in den Vorjahren in den bewährten Händen von Theo Länge, unserem Vorsitzenden, dem wir an dieser Stelle für seine Arbeit und das gelungene Programm ebenso danken wollen, wie auch all denen, die uns begleitet, informiert und mit uns diskutiert haben. Ein besonderer Dank gilt auch dem Gastgeber im Gewerkschaftshaus Kiel, dem Regionsgeschäftsführer Frank Harnschuh. Seine Empathie und sein Engagement für eine solidarische Interessenvertretung der Menschen in der Region, dem Ausbau des geschichtsträchtigen Kieler Gewerkschaftshauses als Plattform politischer Debatten und als Treffpunkt der Menschen in der Stadt war für uns in seinen Beiträgen und auch bei der Führung durch das Gewerkschaftshaus spürbar. Das wird uns allen durch sein Abschussgeschenk an die Gruppe - einen Originalstein aus der historischen Substanz des Kieler Gewerkschaftshauses - in Erinnerung bleiben.

Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie spielten im Mai glücklicherweise so gut wie keine Rolle mehr, was den Umgang miteinander, die gemeinsame Kommunikation, die Nutzung von Arbeitsräumen, die Rahmenbedingungen für Arbeitsgruppen und den Besuch von Restaurants erheblich erleichterte.

Das Programm begann am Dienstag mit dem Zusammenkommen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kiel und der jährlichen Mitgliederversammlung an unserem Tagungsort im Gewerkschaftshaus Kiel. Die Anwesenden nahmen die Berichte zu Tätigkeit und Finanzen des Vereins, die von Theo Länge und Anna Kiss vorgetragen wurden, zur Kenntnis und entlasteten den Vorstand einstimmig. Theo Länge und die Anwesenden gedachten in der MV auch den im vergangenen Jahreszeitraum verstorbenen Kolleginnen und Kollegen Sonja Puchelski, Peter Krug und Ulrich Jung. Die Teilnehmenden waren sich darin einig, dass perspektivisch auch aktive Beschäftigte der Gliederungen von AuL zur Mitarbeit im Verein gewonnen werden sollten.

Der Mittwochvormittag stand ganz im Zeichen von Arbeit und Leben Schleswig-Holstein. Nach der Vorstellung der Einrichtung und ihrer Entwicklung seit Anfang der 2000er Jahre durch Anna Tötter und Horst Hopmann konnten die Teilnehmenden einen Einblick in die Projektarbeit und damit eines der entscheidenden - wenn nicht sogar das wichtigste Standbein der Einrichtung und Arbeitsfeld der heute ca. 30 Mitarbeiter*innen gewinnen. An vier ,Thementischen' wurden verschiedene Projekte zu den Themenbereichen ,Teilhabe und zukunftsfähige Arbeitswelt' sowie ,Für soziale Gerechtigkeit und gegen Ausgrenzung und Rassismus' von Mitarbeiter*innen in den jeweiligen Räumlichkeiten der Projekte vorgestellt. Die Bandbreite der Projekte mit ihrem Fokus auf die vorgenannten gesellschaftlich relevanten Felder, die Vielfalt der Ansätze, die Breite der Kooperationen sowie das Engagement, die Empathie und Expertise der Mitarbeiter*innen, die uns in diesen kurzen Vorstellungs- und Diskussionssequenzen herübergebracht wurden, verdeutlichen, warum sich ARBEIT UND LEBEN Schleswig-Holstein heute zu einem relevanten Akteur der politischen Bildung und Beratung im Bundesland vorgearbeitet hat. Durchaus beeindruckt waren wir auch von den räumlichen und technischen Rahmenbedingungen der Arbeitsplätze und -bereiche. Gut vorstellbar, das AuL-SH in Kiel mittlerweile der größte Mieter im Gewerkschaftshaus geworden ist.

Überhaupt das Gewerkschaftshaus in Kiel: die Führung am frühen Mittwochnachmittag machte uns deutlich, an welchem historischen Ort wir tagen konnten - aber auch seine aktuelle Bedeutung, die dieses Haus nach den Vorstellungen des DGBVorsitzenden wieder für die Kieler Stadtgesellschaft haben soll. Der Kollege Robert Peter von der IG Metall (die im Übrigen als finanzstarke Gewerkschaft das Gewerkschaftshaus Kiel gekauft hat) und der DGBVorsitzende Frank Hornschu machten uns dabei anschaulich und engagiert mit Vergangenheit und Zukunft des Hauses vertraut.

Mit der Grundsteinlegung am 4. Oktober 1904 begann der Bau. 1907 fertiggestellt, umfasste das Haus eine Herberge für Wanderarbeiter, Büros Versammlungsräume, eine Bibliothek und eine Gastronomie mit großem Versammlungssaal. Finanziert wurde der Bau zu einem beachtlichen Teil - 120.000 Reichsmark - durch die Gewerkschafter selbst. Der Kauf von Anteilsscheinen zum Preis von 5 Reichsmark durch die arbeitenden Menschen war bei einem Stundenlohn 28 bis 40 Pfennige zeigt, wie wichtig ihnen der Bau ihres Gewerkschaftshauses war, das in den Zeitläufen immer wieder eine wichtige Rolle spielte. So beim Matrosenaufstand 1918, der das Ende des Kaiserreiches in Deutschland einleitete, 1920 als Hauptquartier für die Verteidigung der Weimarer Demokratie im Kappputsch, bis hin zum großen Metallarbeiterstreik von 1956, bei dem es um die Gleichstellung bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ging. Hoffen wir, dass das Kieler Gewerkschaftshaus nach Abschluss der Umbauarbeiten seine Bedeutung für die Kieler Stadtgesellschaft als Ort für politische Debatten, Versammlungen und Feste festigen und stärken kann.

Am Nachmittag kam es dann zu einem interessanten Gedankenaustausch zur Frage von gesellschaftlichem Zusammenhang und (politischer) Bildung mit Vertreter*innen von Gewerkschaften, Politik und Bildung in Schleswig-Holstein. Mit uns diskutierten - moderiert von Anna Tötter - Dr. Björn Otte, 1. Vorsitzender von AuL-SH, Frank Hornschu, DGB Kiel, Freyer Elvert, Referentin beim Landesbeauftragten der politischen Bildung und Maybrit Venzke, Landesvor-sitzende der Jusos. Mit Fokus auf politischer Bildung in Zeiten von sozialer Spaltung, Pandemie und Krieg äußerten die Vertreter*innen auf dem Podium ihre Erleichterung darüber, dass bei den jüngsten Landtagswahlen die AFD aus dem Landtag herausgewählt wurde und damit diese Bühne nicht mehr für ihre spalterische rechte Politik nutzen kann. Insgesamt wurde in der Debatte klar, dass die die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes durch politische Bildung unter den gegebenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ein schwieriges Feld ist.

Aufklärung, die Stärkung solidarischen Verhaltens in der Gesellschaft, die Verbindung von Bildung und Kultur, die Eröffnung von Dialog, die Schaffung von Räumen für Kommunikation, die Förderung der Identitätsbildung bei Jugendlichen und Erwachsenen als Arbeitsfelder politischer Bildung können nach Einschätzung aller an der Diskussion Beteiligten nur dann gelingen, wenn die Verantwortlichen in der Politik eine entsprechende Förderung bereitstellen, die es erlaubt, kontinuierliche Strukturen aufzubauen. Die Förderung von Hauptamtlichkeit gerade auch in der politischen Bildung, die Absicherung organisatorischer und ausstattungsbedingter Ressourcen, die Förderung und gesetzliche Verankerung von Freistellungsmöglichkeiten auch für selbstbestimmte Bildungszeiten von Arbeitnehmer*innen sind dabei Forderungen, mit denen politische Bildung, politischen Bildner*innen immer wieder konfrontieren muss. So das Fazit der anregenden Debatte am Nachmittag.

Der Mittwoch klang dann mit einer Fährfahrt vom Kieler Hafen nach Laboe aus, wo wir auf Einladung von Arbeit und Leben im Restaurant Kiek ut einen angenehmen Abend bei einem guten Essen verbrachten.

Am Donnerstagvormittag gaben uns Horst Hopmann und Anna Tötter einen Einblick in inhaltliche und strukturelle Perspektiven der Kooperation von ARBEIT UND LEBEN Schleswig-Holstein und Hamburg. Bei diesem Einblick wurde deutlich, wie wichtig für AuL die Nutzung der Strukturen auf Bundes- und Landesebene ist. Wie Landesarbeitsgemeinschaften zur gegenseitigen Stärkung Synergien auf organisatorischer und inhaltlicher Ebene nutzen können; bei den zunehmend größeren administrativen Anforderungen in der Umsetzung der Bildungsangebote, der Einwerbung von Subventionen für institutionelle und Projektförderungen. Dabei kann eine gemeinsame Personal- und Qualitizierungsplanung, die Konzentrierung von administrativen Anforderungen unter Berücksichtigung der je unterschiedlichen föderalen Bedingungen da vorteilhaft sein, wo es - mit Augenmaß - möglich ist. Die Kolleg*innen von ARBEIT UND LEBEN Hamburg und Schleswig-Holstein haben da einen vorwärtsweisenden Weg eingeschlagen, zu dem wir von ALFF ihnen weiterhin Durchhaltevermögen und Erfolg wünschen.

Zum Abschluss unserer Tagung zeigten sich die Teilnehmer*innen hoch zufrieden mit dem diesjährigen Besuch bei ARBEIT UND LEBEN Schleswig-Holstein. Theo Länge bedankte sich insbesondere bei Anna Tötter und Vivian Scheibe für den tollen Empfang unserer Gruppe und das informative und bestens organisierte Programm.

Er bat auch darum, den Dank allen weiteren Beteiligten zu übermitteln und den Mitarbeiter*innen in den Projekten von unserer Seite viel Erfolg zu wünschen.

Zum Erinnerung bekamen dann alle Teilnehmer*innen noch einen Stein von der ursprünglichen Bausubstanz des Gewerkschaftshauses Kiel (vielleicht erstanden durch einen 5 Reichsmark Anteilsscheins eines Kieler Gewerkschafters zum Beginn des letzten Jahrhunderts) von Frank Hornschu überreicht mit einem Echtheitszertifikat.

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