ALLF e.V. bei Arbeit und Leben Rheinland-Pfalz/Saarland
Eine Gruppe von 24 Mitgliedern der „Freunde und Förderer von Arbeit und Leben“ nahmen vom 23. – 25. Mai 2023 an dem jährlichen Bildungspolitischen Diskurs von ALFF e.V. in Mainz teil.
Gastgeber war dieses Mal Arbeit und Leben Rheinland-Pfalz/Saarland. zum Thema „Bildungspolitische Aspekte und bildungspraktische Akzente“. Nach der Begrüßung durch Theo W. Länge (Vorsitzender ALLF) und Gabriele Schneidewind (Geschäftsführerin) ging Theo W. Länge auf die 2022 erfolgte Fusion von Rheinland Pfalz mit Saarland zur Arbeit und Leben gGmbH Rheinland-Pfalz/Saarland ein und gratulierte: In diesem Jahr feierte Arbeit und Leben Rheinland-Pfalz sein 50-jähriges Jubiläum zu deren Festveranstaltung auch die Ministerpräsidentin des Landes, Malu Dreyer, persönlich ein Grußwort einbrachte.
Gabriele Schneidewind erläuterte anschließend Struktur und Aktivitäten der Einrichtung. Seit 2002 ist sie eine gGmbH mit Zweigstellen in Koblenz, Kaiserslautern, Worms und Trier und der Zentrale in Mainz. Insgesamt sind derzeit 53 Personen beschäftigt (41 Kolleginnen und 12 Kollegen), die in drei Abteilungen (Arbeit und Bildung, Diversity und Sprache, Politische Bildung) in ca. 20 Projekten arbeiten. Die Haushaltssumme beläuft sich auf 4,5 Mio €. Die Organisation pflegt einen partizipativen Führungsstil mit klaren Strukturen und Regeln, verfolgt eine diverse, sozial orientierte Personalpolitik, bemüht sich um zügige Entfristung befristeter Stellen, ist nach AZAV*) testiert und versucht beste Qualität abzuliefern. Im Rahmen der Projekte orientiert sie sich auf Nachhaltigkeit und quersubventioniert ggf. defizitäre Projekte, die als grundsätzlich wichtig eingeschätzt werden. Ausdrücklich betont wird die Bedeutung der politischen Bildung für die Organisation. Die Schwerpunkte der Arbeit sind: Arbeitsweltliche Bildung, Sprachliche Bildung, Diversity Bildung und Politische Bildung
Das Programm begann mit der Präsentation der Arbeit der Abteilung Politische Bildung durch deren Leiter Christoph Feick. Ca. 10 Bildungsreisen nach dem Bildungsfreistellungsgesetz (10 Tage innerhalb von 2 Jahren) finden im In- und Ausland in Kooperation mit Verdi statt. Mit fast allen Gewerkschaften gibt es Kooperationsseminare, etwa 100 an der Zahl im Jahr. Im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ betreibt Arbeit und Leben eine von 4 Regionalstellen „Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus“in RLP und ist am Bundesprojekt „Jugend erinnert, Förderung von Gedenkstättenfahrten“ beteiligt. Die in der Diskussion aufgeworfene Frage, ob es eher Bildungs-freistellung als Bildungsurlaub heißen sollte, ist für RLP insofern entschieden, als das Gesetz Bildungsfreistellungsgesetz heißt.
Ann-Katrin Herold von der Stabsstelle Interne Personal- und Organisationsentwicklung berichtete aus dem Bereich Arbeitsweltliche Bildung unter anderem über das Projekt „Fairpay“ und über die Transformationsprojekte zu den Themen: „Digitalisierung und KI“, „Kommunikation und Führung“, „Kompetenzerhalt und -entwicklung“, „Grundbildung“, „Gesundheit und Resilienz“, „Nachhaltigkeit (ökologisch, ökonomisch, sozial)“, „Diversity“ und „gute Beschäftigung“
Am Nachmittag fand ein von Rainer Christ geführter historisch-politischer Stadtrund-gang in Mainz statt bei dem einige historische Orte und Gedenkstätten besucht wurden, wie z.B. die Gedenktafel am Haus der ehemalige „Gestapozentrale“, die „Neue Synagoge“ von Architekt Manuel Herz, deren Stil an die Gestaltung des jüdischen Museums von Daniel Libeskind in Berlin erinnert. Weitere Orte der Begehung waren: der Mainzer Dom, Johannes Gutenberg Statue, Mainzer Staatstheater, das Kurfürstliche Schloss (Sitzungsort von „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“) und der „Platz der Mainzer Republik“ der an das erste bürgerlich-demokratische Staatswesen auf deutschem Boden, auf linksrheinischem Gebiet von Kurmainz, März-Juli 1793 erinnert.
Auf Einladung von Arbeit und Leben Rheinland-Pfalz/ Saarland verbrachten wir den Abend mit dem Besuch des Weingut Braunewell Selztal, in Essenheim inklusive einer Weinprobe. Alexander Datz, der als Sommelier u.a. für den Vertrieb zuständig ist, zeigte und erklärte das Weingut, die einzelnen Etappen der Wein- bzw. Sektherstellung und die Abläufe in profunder Weise, die auf allgemeine Anerkennung stieß. Die anschließende Weinverkostung wurde von allen sehr genossen und verleitete den Einen oder die Andere Adhoc Einkäufe zu tätigen.
Der letzte Tag stand im Zeichen der „Diversity Bildung, die am Beispiel des „Neustadt-Projekts“ erläutert wurde von: Sevda Firat und Helena Ngoumou, beide als Prozess- und Bildungsberaterin im Projekt tätig. Die Mainzer Neustadt ist ein Stadtteil von Mainz, der heute ca. 30.000 Einwohner hat und als sozialer Brennpunkt galt. Das Projekt, das seit 1983 existiert, ist ein von Arbeit und Leben gegründetes Stadtteilzentrum, das Raum gibt, für den Austausch von Menschen unterschiedlicher sozialer Hintergründe und Kulturkreise. Umfassende Aktivitäten sind dort zu finden: Bildungs-angebote, Integrations- und Alphabetisierungskurse, Kinderbetreuung, Beratungen auf Augenhöhe, Hausaufgaben- und Freizeitbetreuung, berufliche Qualifizierungsmaßnahmen, Deutschkurse, kulturelle Veranstaltungen, Kinder-Eltern Angebot, Jungen-/Mädchengruppe, Frauentreff. Etwa 250 Personen werden wöchentlich erreicht. 20-30 Personen pro Tag nutzen diverse Beratungsangebote. Geleistet wird dies durch 2 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und eine Verwaltungskraft, unterstützt von einem Team von 22 nebenamtlichen Personen, die sich zum Teil aus dem Klientel rekrutierten.
Als letztes Projekt wurde die Sprachmittlung von Marc Beer und Dr. Lisa Baum vorgestellt, beide in der Koordination Sprachliche Bildung, Prozess- und Bildungsberatung tätig. Die Basis sind Deutsch-Kurse mit dem Level B1 und B2, darüber hinaus gibt es spezielle Sprachkurse für Medizin- und Pflegeberufe, bzw. Apotheken und Zahnmedizin. In enger Beziehung zu Betrieben gibt es ein Sprachcoaching Angebot - Einzeln oder in Kleingruppen, gute Beratung zu Sprachförderstrategien im Betrieb bis hin zu Inhouse Sprachkursen. Lisa Baum erläutert das Projekt DOOR – Dolmetschen im sozialen Raum im Rahmen des „Haus der Sprachmittlung“. Dort werden ehrenamtliche Dolmetscher und Dol-metscherinnen qualifiziert um Menschen sprachlich im Alltag zu unterstützen, bei Behördengängen oder dem Verstehen und Ausfüllen von Formularen usw. Diese Hilfe kann telefonisch, mit Videoschalte oder persönlich erfolgen.
In der Abschlussrunde freute sich Gabriele Schneidewind über den Besuch von ALFF und erklärte spontan ihren Beitritt zum Verein. Sie hob hervor, dass die Veranstaltung die Möglichkeit bot die Arbeit ihrer Organisation einem kollegial-kritischen Publikum zu präsentieren. Sie bedankt sich für die engagierte Beteiligung und die angenehme Atmosphäre.
Theo W. Länge zeigte sich im Namen von ALFF beeindruckt von der Vielfalt der Aktivitäten von Arbeit und Leben Rheinland-Pfalz/Saarland und der Bereitschaft sich in dem gezeigten Umfang auf diesen Diskurs einzulassen. Er bedankte sich ausdrücklich für die Gastfreundschaft und die Einladung zum Weingut Braunewell. Als Gastgeschenk überreichte er einige Flaschen Wein vom Haus Sonneck von Arbeit und Leben Sachsen-Anhalt.
*) Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung