Skip to main content

ALLF e.V. bei Arbeit und Leben Mecklenburg-Vorpommern

Im Jahr 2019 wurde der sechste "Aktuelle Bildungsdiskurs" vom 2.-4. Juli in Schwerin veranstaltet, Gastgeber war dieses Mal AL Mecklenburg-Vorpommern.

Knapp 20 Mitglieder der Freunde und Förderer von ARBEIT UND LEBEN und weitere Interessierte nahmen vom 2. – 4. Juli 2019 an dem jährlichen Bildungspolitischen Diskurs von ALFF e.V. in Schwerin teil. Gastgeber war dieses Mal Arbeit und Leben Mecklenburg-Vorpommern e.V. zum Thema „Politische Bildung zwischen Gestern und Heute“.

Nach der Begrüßung durch Theo W. Länge und Heike Deul (päd. Leiterin A+L M-V) startete das Programm mit einem Vortrag von Ingo Schlüter (Stellvertretender Vorsitzender des DGB Bezirk Nord) über die Arbeit und die Herausforderungen für Gewerkschaften in Mecklenburg-Vorpommern (M-V). Er berichtete, dass er über Arbeit und Leben in der Nachwendezeit zum DGB gefunden hat. Als großes Problem für die Gewerkschaften sieht er u.a. die nur gering ausgeprägte Tarifbindung in M-V, die nur etwa 12 % der Beschäftigten er-fasst. Dadurch wird M-V zum „Lohnkellerland“ in der Bundesrepublik, in dem es nur wenig attraktive Arbeitsplätze gibt. Die Mitgliederentwicklung der DGB-Gewerkschaften ist negativ. Der DGB beschäftigt sich mit Themen wie „gute Arbeit – faire Löhne“, „Aufträge der öffentlichen Hand nur an Tarif gebundene Betriebe“, „Anstoßen eines Modernisierungsdiskurs“ u.ä. In der anschließenden Diskussion ging es u.a. um Fragen nach der Zukunft der Werften, über die Stärke der AfD bei den Wahlen und AfD-Mitglieder im DGB.

Heike Deul stellte die Aktivitäten von Arbeit und Leben unter der Überschrift: „Arbeit und Leben in M-V ein erster Blick auf 28 Jahre gesellschaftspolitische Bildungsarbeit“ vor. Vieles findet u.a. in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung und dem Netzwerk Demokratie und Courage statt. Neben Seminaren zur politischen Bildung fin-den diverse Projekte statt. Seminarthemen 2019 sind z.B. „Demokratie und Teilhabe“, „Nordirland und die Schwierigkeiten eines friedlichen Zusammenlebens“, „Gedenken, Erinnern, Zukunft gestalten“. Projekte sind: Berufswahl-SIEGEL MV, MODEM (Mobiles Demokratisches Empowerment für den ländlichen Raum), Empowered by Democracy, Forum 65+. Darüber hinaus gibt es Aktivitäten im deutsch-französischen Bereich, bei ERASMUS und anderes. Eine besondere Hausausforderung für Arbeit und Leben M-V ist der Tatsache geschuldet, dass die Strecken in M-V sehr weit sind und sich der ländliche Raum durch eine gravierende Überalterung auszeichnet.

Im Anschluss daran hielt Martin Klähn (Pädagogischer Leiter der Politische Memoriale e.V. M-V) einen Vor-trag zum Thema: „Ist der Transformationsprozess seit 1989 gelungen?“. Er selbst hielt damals als Aktivist des „Neuen Forums“ und der „Runden Tische“ nicht viel von der Wiedervereinigung. In den Zirkeln wurde eher in Richtung eines „Dritten Wegs“ nachgedacht. Die Bür-gerrechtler/innen der Vor- und Nachwendezeit hofften auf einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz, scheiterten in Folge aber bei den Wahlen so deutlich, dass sie dafür keine Chance mehr sahen. Einige verbitterten darüber: „Mit Westdeutschen rede ich nicht mehr“. Die Treuhand spielte im Vereinigungsprozess eine mehr als unrühmliche Rolle und hat viele Ostdeutsche traumatisiert. Eine parlamentarische Aufarbeitung dieses Desasters, wie zuletzt im April 2019 von „Die Linke“ gefordert, steht noch aus. Die Treuhand wird von vielen im Osten auch heute noch als Feindbild gesehen, obwohl sie nur exekutiert hat, was die Politik vorgab. Martin Klähn stellten sich z.B. die Fragen: Warum gab es keinen Marshallplan für den Osten? Warum wurden die Altschulden der Kommunen nicht getilgt, sondern bestehen bis heute fort? Warum gab es kein „Reeducation Programm“? Zur vertiefenden Information über die Rolle der Treuhand empfahl er das Buch von Markus Böick „Die Treuhand: Idee-Praxis-Er-fahrung 1990-1994“.

Nach der Mittagspause fand ein Stadtrundgang mit Martin Klähn statt zum Thema: „Historisch-politischer Stadtrundgang in Schwerin (NS-Geschichte, DDR-Geschichte, Friedliche Revolution)“. Er endete im „Dokumentationszentrum des Landes für die Opfer der Diktaturen in Deutschland“, in dem Heike Müller die Geschichte des ehemaligen Justizgebäudes referierte: von der Zeit 1916-1933, der Zeit der NS-Justiz von 1933-1945, der Nachkriegszeit als sowjetisches Untersuchungsgefängnis von 1945-1953 und danach als STASI Untersuchungsgefängnis von 1953-1989.

Der nächste Tag stand im Zeichen der Vorstellung zweier Pro-jekte aus der Bildungspraxis von Arbeit und Leben M-V. Zunächst stellte Jörg Friese (Projektleiter) das Projekt: „BERUFSWAHL-SIEGEL MV Schule mit vorbildlicher beruflicher Orientierung“ vor. In dem Projekt, einer Initiative der Sozialpartner Vereinigung der Unternehmensverbände für MV e.V. und DGB-Nord, geht es darum, Schulen zu motivieren, ihre Schüler/-innen vorbildlich beruflich zu orientieren und sich dafür zertifizieren zu lassen.

Das zweite Projekt, vorgestellt von Götz Lehmann (Projektlei-ter), mit dem Titel „Mobiles demokratisches Empowerment für den ländlichen Raum (MoDEM)“ soll das demokratisch, zivilgesell-schaftliche Engagement in strukturschwachen ländlichen Räumen fördern. Durch aufsuchende Bildungsarbeit, Zuhören, Inspirieren und Wertschätzen sollen durch konkrete Angebote vor Ort ins-besondere im Osten von Mecklenburg-Vorpommern zivilgesell-schaftliche Prozesse gefördert werden.

In der Abschlußbesprechung zeigten sich die Teilnehmenden sehr zufrieden mit dem inhaltlichen und organisatorischen Verlauf der Veranstaltung und bedankten sich bei den Mitar-beitenden von Arbeit und Leben M-V, insbesondere auch bei Heike Deul für die engagierte Umsetzung des Programms. Auch der Einsatz von Martin Klähn wurde besonders gewürdigt.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.