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ALFF e.V. bei Arbeit und Leben Thüringen in Erfurt

Ein zehnter "Aktueller Bildungsdiskurs" wurde vom 14.-16. Mai 2024 in Erfurt durchgeführt.

Bildungspolitische Aspekte und bildungspraktische Akzente – Die Bildungsarbeit von Arbeit und Leben Thüringen e.V.

Etwa zwanzig Mitglieder der FREUNDE und FÖRDERER von ARBEIT UND LEBEN kamen vom 14. bis zum 16. Mai 2024 nach Erfurt, um sich im Rahmen unserer jährlichen Treffen ein Bild über die Strukturen von Arbeit und Leben Thüringen zu machen und sich über Möglichkeiten und Ansätze politischer Bildung vor, während und jetzt auch nach der Pandemie zu informieren. Empfangen und durch die Tagung begleitet wurden wir von Maren Weißhuhn und Uwe Roßbach, den beiden Geschäftsführenden von Arbeit und Leben Thüringen sowie Ida Spirek, einer langjährigen pädagogischen Mitarbeiterin von Arbeit und Leben Thüringen und weiteren Kolleg: innen von Arbeit und Leben Thüringen.

Vorbereitet wurde das Programm von Maren Weißhuhn und Ida Spirek gemeinsam mit Kolleg: innen der Landesarbeitsgemeinschaft. Schwerpunkt des Programms war die Vorstellung und Diskussion zu den Arbeitsfeldern der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Thüringen. Dabei lag ein besonderes Augenmerk auf der Entwicklung von methodischen Ansätzen zur Nutzung sozialer Medien in der politischen Bildungsarbeit und dem Erschließen neuer Zielgruppen.

Die politische Konstellation im Bundesland war bei unseren Diskussionen zur Perspektive politischer Bildung im Bundesland und den mit den kommenden Landtagswahlen ggf. auch verbundenen Auswirkungen auf die Weiterbildungslandschaft in der gesamten Republik dabei immer wieder Gegenstand. Eine rot-rot-grüne Minderheitsregierung, eineinhalb Wochen nach unserer Veranstaltung stattfindende Kommun alwahlen und Landtagswahlen am 1. September 2024 mit einem zu erwartenden Ende der jetzigen Regierungszusammensetzung, ein Erstarken rechtsextremer und konservativer Parteien wird sicherlich nicht spurlos an den derzeitigen Förderstrukturen gerade der politischen Weiterbildung vorbeigehen. Die Schwächung sowohl der traditionellen Förderprogramme sowie auch in weiten Bereichen der Projektförderung ist bereits jetzt spürbar. Wenn die Fähigkeit Kriege zu führen und die Wehrertüchtigung in der Bundesrepublik und auch in Europa fast achtzig Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs zum neuen Fokus der Politik von Europäischer Union, Nato und auch der Bundesrepublik wird, dann wird ein solcher Paradigmenwechsel sicherlich auch Auswirkungen auf Form und Inhalt politischer Jugend- und Erwachsenenbildung haben.

Von Anfang an: das Programm begann am Dienstag mit der Anreise zum Hotel Alt Erfurt. Das war zwar etwas ‚old-style‘, aber Lage, Frühstück und Preis-Leistungsverhältnis waren stimmig. Dort wurden wir dann um 18.00h von Maren Weißhuhn und Johannes Kemnitz begrüßt und zum gemeinsamen Abendessen am Domplatz begleitet, wo wir bei sommerlichen Wetter einen schönen Abend mit weiteren Kolleg: innen von Arbeit und Leben Thüringen verbrachten.

Der Mittwochvormittag war in Gänze dem Kennenlernen von Arbeit und Leben Thüringen gewidmet. Maren, Uwe und Johannes präsentierten uns ihre Einrichtung: die großzügigen und gut ausgestatten Räumlichkeiten einschließlich eines Studios für die Aufnahme von Podcasts, zur Bearbeitung von Videos, etc. sowie die gesamte Bandbreite von Bildungsarbeit, Beratung, Projekten und Kooperationen von AuL Thüringen. Ohne das Ganze hier beschreiben zu wollen, sind zwei Projekte bzw. Arbeitsansätze daraus hervorgestochen, die hier erwähnt werden sollen (Interessierte können zu den einzelnen Arbeitsfeldern/Projekten mehr über die Homepage von Arbeit und Leben Thüringen www.arbeitundleben-thueringen.de) erfahren).

"Eines mehr als die anderen", ein Kultur und Bildungsprojekt für Menschen mit und ohne Down-Syndrom (Eines Mehr als die Anderen. Leben mit und ohne Down-Syndrom in Thüringen und anderswo - Arbeit und Leben Thueringen (jimdo.com)) wurde von Arbeit und Leben Thüringen im Jahr 2020 initiiert. Im Mittelpunkt stand die mobile Ausstellung des Forschungsprojekts TOUCHDOWN 21, die als Bühnen-Ereignis an 7 Thüringer Orten - in Weimar, Gera, Erfurt, Arnstadt, Ilmenau, Heiligenstadt und Hildburghausen - präsentiert werden sollte. Das Projekt beschäftigte sich mit der Kulturgeschichte und der Gegenwart von Menschen mit Down-Syndrom. Hätten wir vor nicht allzu langer Zeit nicht noch darüber diskutiert, ob politische Jugend- und Erwachsenenbildung ‚Behinderung‘ zwar thematisieren kann, Betroffene selbst aber kaum als Zielgruppen begreift? Nehmen wir die Forderung nach einer inklusiven Gesellschaft, inklusiver schulischer Bildung ernst, dann gilt das auch für die Weiterbildung. Insofern ist ein solches Projekt als Lernfeld zur Entwicklung eigener Ansätze und Möglichkeiten zu inklusiven Angeboten sicherlich beispielhaft.

Ein weiteres Projekt, das hervorgehoben werden kann, basiert auf der Nutzung der sog. sozialen Medien und der damit möglichen explosionsartigen Verbreitung von Fake-News und Desinformation. "Hast du schon gehört? …mit Smartspeakern Desinformation begegnen" (Hast Du schon gehört... - Arbeit und Leben Thüringen – arbeitundleben-thueringen.de). In diesem Projekt, gefördert durch das Programm ‚Demokratie im Netz‘ der Bundeszentrale für politische Bildung, wurde u.a. mit professionellen Partnern ein interaktives Hörspiel entwickelt, in dem die Empfänger selbst zu Akteuren werden und mögliche Verläufe der erzählten Geschichte beeinflussen können.

Der Mittwochnachmittag sollte den Teilnehmenden das städtische Umfeld, in dem sich Arbeit und Leben Thüringen in Erfurt bewegt, ein wenig näherbringen und dabei das Kooperationsgeflecht, dass sich im Laufe der Arbeit vor Ort entwickelt hat. Im Mittelpunkt stand dabei Radio F.R.E.I. (Radio F.R.E.I. Aktuell (radio-frei.de)). ‚Radio F.R.E.I. ist ein freies, offenes und selbstverwaltetes Lokalradio. Radio F.R.E.I. arbeitet unabhängig von staatlicher, wirtschaftlicher, parteipolitischer, religiöser oder anderer institutioneller Einflussnahme. Das Programm von Radio F.R.E.I. soll eine Alternative zu anderen lokalen und überregionalen Medien darstellen, vor allem wenn marginalisierte Themen Beachtung finden und marginalisierte Gruppen zu Wort kommen. Im Vordergrund steht die kollektive, selbstorganisierte und solidarische Arbeitsweise. Außerdem arbeitet Radio F.R.E.I. nicht nur im Programm, sondern auch im Miteinander aktiv am Abbau von rassistischer, sexistischer und anderer sozialer Diskriminierung‘. Soweit ein Auszug aus dem Leitbild des freien Radios, dessen Verbindung zu Arbeit und Leben sich aus einer Unterstützung durch Arbeit und Leben Bayern zu Beginn der 90iger Jahre herleitet und sich bis heute in einer starken Kooperation mit Arbeit und Leben Thüringen fortsetzt. Ein tolles Beispiel für die Nachhaltigkeit von Engagement und Kooperation. 

Nach einem kurzen Blick auf die Geschichte und Gegenwart von Radio F.R.E.I. durch Carsten Rose und Kerstin Hönemann-Treysse zeigte uns Ida Spirek ein Erfurt von gestern und heute, wobei auch ein von AuL Thüringen entwickelter city-bound in Teilen der Führung eingesetzt wurde. Hier stellen verschiedene Menschen ihr Erfurt, ihre Erlebnisse, ihre Erfahrungen aus unterschiedlichen Zeiten vor. Die Authentizität von Orten und Aussagen wurde auch noch dadurch unterstrichen, dass wir an einem Ort der Stadtführung, der evangelischen Stadtmission Erfurt, den Erzähler aus der virtuellen Führung dann auch noch persönlich trafen und zu einem Austausch über Vergangenheit und Gegenwart der Arbeit in den Garten der Stadtmission eingeladen wurden. 

Der Tag endete dann in mit einem längeren Abschlussabend und einem hervorragendem Buffet bei Radio F.R.E.I., das von einer Gruppe von Ukrainerinnen vorbereitet wurde, die als Kriegsflüchtlinge nach Deutschland gekommen sind und nun in ihrer – vielleicht auch nur temporären – neuen Heimat Erfurt leben und sich dort mit ihren Möglichkeiten, ihrer Kultur einbringen wollen. Dabei werden sie auch durch Angebote von AuL Thüringen unterstützt. 

Der abschließende Donnerstag stand am Morgen ganz im Zeichen der Diskussion zu den Perspektiven von Arbeit und Leben Thüringen und dem Verband im Gesamten. Insgesamt sind bei der derzeitigen Förderpolitik auf Bundesebene einschneidende Kürzungen zu erwarten. Wenn Aufrüstung und Wirtschaftsförderung (wobei erstere ja auch die zweitere zumindest in bestimmten Branchen immens stützt) im politischen Handeln fast aller Parteien gegen soziale und bildungspolitische Förderung gestellt zu werden scheint, dann hat eine solche Politik sicherlich gravierende Folgen auf die subventionsabhängigen Strukturen von Arbeit und Leben. Wenn dann auch noch politischer Druck von rechts (und das auch nicht nur in den östlichen Bundesländern) dazu kommt – wie die anstehenden Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg befürchten lassen – dann wird Arbeit und Leben starke Bündnispartner brauchen und ggf. strukturelle Veränderungen anstreben müssen, um seine Bildungsaufgabe zur Stärkung einer demokratischen, vielfältigen und inklusiven Gesellschaft weiterhin angehen zu können. 

Zum Abschluss unserer Tagung zeigten sich die Teilnehmer:innen hoch zufrieden mit dem Programm in Erfurt. Der Hinweis, bei der Veranstaltung im kommenden Jahr zu den dargestellten Arbeitsansätzen auch Kleingruppengespräche zur Vertiefung der jeweiligen Materie einzuplanen, werden wir bei den kommenden Planungen einbeziehen. Der Vorsitzende dankte dann im Namen aller Teilnehmenden insbesondere Maren Weißhuhn und Ida Spirek für den warmherzigen Empfang der Gruppe und das informative und mitnehmende Programm. Er bat auch darum, unseren Dank an die Mitarbeiter: innen zu übermitteln, die zum Gelingen des Programms beigetragen haben und die in den Arbeitsfeldern und Projekten eine engagierte Arbeit leisten. Ihnen wünschen wir auch in der kommenden Zeit viel Erfolg. 

Im Anschluss der Tagung fand dann noch die Mitgliederversammlung der FREUNDE und FÖRDERER von ARBEIT und LEBEN statt, bei der der Geschäftsbericht und die Bilanz für das Jahr 2023 vorgelegt und erläutert wurden. Der Vorstand bedankte sich bei den Teilnehmer:innen für die einstimmige Entlastung und wünschte allen eine gute Heimfahrt.

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